Thema des Monats
Konstuktiver Umgang mit Widerstand
Das Phänomen 'Widerstand' begegnet uns in den unterschiedlichsten Alltagssituationen, ständig sind wir gefordert, uns mit Verweigerung und Ablehnung auseinander zu setzen. Es gibt kleine Neins und es gibt große Neins. Große erschüttern schnell unsere Selbstsicherheit und bringen uns in Stress. Das gilt besonders in der beruflichen Arbeit. Wer trotzdem erfolgreich wirken will, muss wissen, wie er am besten mit Widerstand umgehen kann. Diese Fähigkeit ist ein herausragender persönlicher Erfolgsfaktor.
Auf Grund ihrer zentralen Rolle stellt sich diese Thematik häufig in Verbindung mit Fragen der Führung und der Kommunikation; und ist ein fester Bestandteil im Konflikt- und im Veränderungsmanagement. Ihre grundlegende Bedeutung rechtfertigt es, sie als eigenständiges Thema zu berücksichtigen.
In einem mehrtägigen Training lernen die Teilnehmer, konstruktiv mit Widerstand umzugehen. Das Training gliedert sich in 4 Arbeitsschritte.
  1. Wahrnehmen. In diesem ersten Schritt verbessern die Teilnehmer ihre Fähigkeit, bei Personen (Mitarbeiter, Kollegen, Kunden, Lieferanten, Vorgesetzte) in ihrem Umfeld frühzeitig äußere Anzeichen von Widerstand bewusst wahrzunehmen. Sie reaktivieren dabei die seit altersher dem Menschen verfügbare Eigenschaft des gegenständlichen und des intuitiven Beobachtens. Sie lernen, dass sich Widerstand auf vielfältige und oft in unmerklicher Art äußern kann (über die Einstellung, in der Kommunikation, im Arbeitsverhalten, bei der Leistungserbringung). Neben einer offen eingenommenen und deshalb schnell erkennbaren Widerstandshaltung werden nun auch minimale Signale im Gespräch (minimal cues) ebenso wie Killerphrasen oder Formen der 'inneren Kündigung' als Widerstandssymptome bedeutsam.
  2. Reflektieren. Im zweiten Schritt beschäftigen sich die Teilnehmer mit der eigenen Reaktion auf Widerstand. Sie erkennen, dass sie selbst unbemerkt in einen Stress-Zustand geraten können. Unter dem emotionalen Druck von Angst, Hilflosigkeit und Wut produziert Stress nur nicht-optimales Verhalten und verhindert damit den konstruktiven Umgang mit dem Widerstand der anderen Seite. Deshalb lernen die Teilnehmer, wie sie frühzeitig ihrer Stress-Reaktion begegnen und sich damit den souveränen Umgang mit dem Widerstandsverhalten des Anderen sichern können.
  3. Herausfinden (Pacing). Nur wer die Gründe für den Widerstand kennt, kann ihm auf adäquate Art begegnen. Ein der Situation gemäßes Sondierungsgespräch hilft hier weiter. Die Teilnehmer machen sich mit den Grunderfordernissen eines solchen Pacing-Gesprächs vertraut; dabei nutzen sie das Bild von der 'Inneren Landkarte' des Anderen.
    Voraussetzung für eine erfolgreiche Gesprächsführung ist eine ungefähre Vorstellung von den Auslösern und Ursachen von Widerstand, denn ich muss wissen, wonach ich suche: nach Ängsten und Enttäuschungen oder einfach einer destruktiven Haltung, die sich nicht mehr zurückverfolgen lässt. Den Teilnehmern wird bewusst, dass sich die Ursachen für den gezeigten Widerstand nur über ein intensives Pacing ergründen lassen. Eine gute Erklärungshilfe bieten in diesem Zusammenhang das Equity-Prinzip und das Handlungskonzept Tit-for-tat.
    Es hat sich immer wieder gezeigt: Wer auf dieses anspruchsvolle Sondierungsgespräch verzichten will, verringert seine Erfolgschancen. Wer sich dann sogar noch die Mühe spart, sorgfältig alle Informationen zusammenzustellen, die er in letzter Zeit im Kontakt mit dem Anderen oder über Dritte erfahren hat, und stattdessen lieber mit Vermutungen und Unterstellungen arbeitet, stellt insgesamt den Erfolg seines Bemühens in Frage. Letztlich gilt: Nur das sorgfältige Klären der Situation liefert präzise Anhaltspunkte für das spätere zielführende Handeln.
  4. Handeln. Sind die Gründe für den gezeigten Widerstand hinreichend klar, kann man sich auf die am ehesten passende (hpts. konstruktive) Vorgehensweise (Strategie) zum Auflösen dieses Widerstands konzentrieren. Die Teilnehmer machen sich hier vor allem mit der Leading-Strategie vertraut: Vermittle dem Anderen eine Perspektive, die ihn stärker motiviert als die Gründe für sein Nein, dann gibt er seinen Widerstand auf ("So habe ich das noch nicht gesehen!"). Daneben lernen sie weitere Techniken kennen, unter anderem die Tit-for-tat-Strategie oder ein Vorgehen nach der As-if-Technik. Zur Verdeutlichung kommen auch destruktive Strategien zur Sprache, wie z.B. der leider immer wieder angewendete manipulative Ansatz mit dem größeren Übel. Schließlich gehört in diesen Arbeitsschritt auch das gegenseitig eskalierende Verhalten zweier Parteien in einem Konflikt, als Beispiel für einen zerstörerischen Prozess, der frühzeitig erkannt und vermieden werden sollte.
    Die Beschäftigung mit Situationen, in denen es trotz allen Bemühungen keine Lösung gibt (der Widerstand bleibt), aber auch keine Eskalation stattfindet, rundet diesen Arbeitsschritt ab. Hier erarbeiten sich die Teilnehmer Strategien (Verhaltensweisen), die ihnen helfen, solche Situationen auf Dauer auszuhalten und dabei gesund zu bleiben. Auch hier helfen ähnlich wie im Leading nur neue Sichtweisen, um aus der belastenden Situation mental heraus zu kommen.


Je nach Dauer dieses Trainings können die Teilnehmer in vielen Gesprächs- und anderen Übungen Widerstandssituationen bewusst erleben und die verschiedenen Vorgehensweisen, sie aufzulösen, ausprobieren. Die dadurch gemachten Erfahrungen ermöglichen einen 1:1-Transfer in die Praxis; mit dem Vorteil, dass die Teilnehmer ihre dazu gewonnenen Fähigkeiten nicht nur in der beruflichen Alltagsrealität, sondern auch im privaten Bereich, in der Partnerschaft und in der Kindererziehung nutzen können.
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